26. Dezember 2015

45.Jól// Weihnachten

Weihnachten in Island beginnt 13 Tage vor dem Heiligabend.
In den Bergen lebt eine Hexe, eine Sagengestalt namens Grýla mit ihrem Mann Leppalúði und deren 13 Trollsöhnen.
Jeden Tag kommt einer dieser Trolle aus den Bergen hinunter zu den Menschen, sie ärgern sie, bestehlen sie, machen Sachen kaputt und erschrecken,h
Hinterlassen für die braven Kinder aber auch jede Nacht in kleines Geschenk im Schuh, den diese auf ihre Fensterbretter gestellt haben.

So klaut einer Kerzen, ein anderer guckt durch die Fenster und der nächste schnüffelt an de Türrritzen.
Nach dem 24. kehren sie in umgekehrter Reinfolge wieder zurück in die Berge.

Der 23. Dezember in Island heißt Þorláksmessa und traditionell isst man Fermentierten Rochen, ein strenger Geschmack und Geruch, der meine Nase betäubt hat. Der Geschmack, vermischt mit Kartoffeln ist aber ertragbar und trotz wiederholte "Du musst nicht aufessen", hab ich's doch gemacht, lieber der so genannte Skata, als diverse andere isländische Spezialitäten, da hab ich echt schon schlimmeres gegessen!
Ich hab dann noch den Nachmittag über mit Amma gebacken, Kekse Kuchen, Konfekt. 

Draußen ist alles weiß, der Wind treibt ihn hin und her.
Draußen ist es kalt, windig. Innen umso wärmer.
Es ist der 24. desember und wir fahren zu Amma, zum Weihnachtsbrunch.
Pikantes gab es auch, der Mittelpunkt des Essens war aber Risalamande,

eine eigentlich dänische, sehr Sahnelastige und unverschämt leckere Version von Milchreis.
Island hat ihn aber als eigene Tradition mit übernommen.
In der großen Schüssel waren zwei Mandeln versteckt, wer diese auf seinem Teller findet ein Möndlugjöf, ein kleines Geschenk.
Ich habe keine gefunden, mir wurde aber von meiner Langamma die ihre zugeschoben.
Bekommen habe ich Pralinen aus Paris, die Gasttante studiert dort grade und ist für die Feiertage Nachhause gekommen.


Wieder zuhause wurde dann nochmal alles durchgesaugt, zu Weihnachten wird alles aufpoliert!
Das Festessen wurde zubereitet, ich habe den Rotkohl gemacht, mit Äpfeln wie von meiner deutschen Mama.
Pünktlich um sechs leuteten die Glocken aus dem Radio und Weihnachten hatte offiziell begonnen!
Zum Essen gab es Lammrücken, einmal frisch, einmal leicht geräuchert, Kartoffeln, Salat, Gemüse.
Sehr lecker, aber ungewohnt für mich, Weihnachtsessen ist für mich Fondue.


Zusammen wurde die Küche aufgeräumt und so wie es in meiner Gastfamilie Tradition ist verteilt der jüngste, der lesen kann die Geschenke. Da der aber lieber nach eigenen Geschenken griff und diese erstmal austesten musste habe ich mitgeholfen! :)
Dann gab es noch Zimtkuchen, so gut!
Irgendwann nach Mitternacht hab ich mich dann in mein Zimmer verzogen, mit neuer Lichterkette an der Wand und neuem Buch war es echt kuschelig!

Am nächsten Tag ging es wieder zu Amma, dieses Mal gab es das traditionelles Weihnachtsessen.
Hangikjöt, geräuchertes LammflieschLaufabrauð, kalte Erbsen und kalter Rotkohl. Das einzig warme im Gericht sind die kartoffeln und die Sauce. Nicht ganz mein Fall und da ich das Hangikjöt schon mehrmals vorher probiert hatte wurde mir lieberweise normales Lamm vom Vortag warm gemacht!

Der ganze Tag war, wie Zuhause in Berlin gemütlich. Wir waren einfach zusammen, haben gegessen, mehr Dessert! Geredet, gespielt. Und zwar isländisches Scrabble, und ohne mehr menschliche Hilfe, als die anderen hatten, bin ich beide male nicht letzte geworden! Mein Kopf hat allerdings ziemlich gedampft!

Um 11 hab ich dann nur noch ergeben im Sessel gelegen und mir geschworen nie wieder auch nur einen Bissen zu essen.
Um 00:30 hab ich dann doch noch ein Stück Zimtkuchen gegessen.
Heute bleiben wir einfach nur im Haus, ausruhen.
Ich muss noch etwas backen oder kochen, morgen fahren wir nach Reykjavík zur Afs Weihnachtsfeier, am selben Tag auch wieder zurück.


Über die Tage habe ich eigentlich nur Isländisch gesprochen, oft ohne nachzudenken.
Einfach antworten.
Ich lerne jeden Tag hinzu und überrasche mich und andere wie viel ich eigentlich schon kann.

Ich hatte kein Heimweh über die Tage, habe aber viel an Zuhause gedacht, habe verglichen und freue mich schon nächstes Jahr von isländischem Weihnachten zu erzählen.


Ich habe mich hier schon von Anfang an willkommen gefühlt, jedem lag viel daran mich zu integrieren. Mich als Teil der Familie zu behandeln. Aber bis so etwas auch wirklich im Kopf ankommt brauch es Zeit. Und gestern auf dem Rückweg, mit dem Kopf an der Fensterscheibe,
wurde mir wirklich klar, wie viel ich hier habe, wie viel mir das alles bedeutet.
Es ist komisch, sich an zwei Orten zuhause zu fühlen, Familie zu sagen und zwei Möglichkeiten zu haben, wen man jetzt genau meint.



Ich bin dankbar für beide.






Lily

3 Kommentare:

  1. Schön, schön, nochmal schön, wie schön, Lily!
    <3

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  2. Liebe Lily,
    es freut mich, dass es Dir gefällt und dass die isländische Familie Dich so gut aufnimmt, sodass kein Heimweh aufkommt. Dafür danken wir Jonina und Familie. Ich freue mich aber doch sehr, wenn Du wieder zu Hause bist und von Island erzählst.
    Omi

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